Ein
Tag bei der MPU - Bericht eines Betroffenen
In
meiner Sprechstunde ist meistens einer der ersten Fragen von
Betroffenen, die zur MPU müssen:
„Wie
läuft eigentlich so eine MPU ab?“ „Was
passiert da?“ „Was
muss ich machen?“
Für
die meisten ist die MPU ein Buch mit „sieben
Siegeln“. Keiner
weiß so richtig, was bei der MPU passiert. Manche
erzählen von
Bäumchen malen und Kugeln übereinander setzen.
Aus
diesem Grunde habe ich einer Klientin von mir gebeten – aus
ihrer
Sicht – ihren Tag bei der MPU zu schildern.
Hier
nun ihr Bericht:
„Beim
Aufstehen heute morgen scheint schon die Sonne, mir aber kommt der
Himmel eher grau vor.
Ich
muss heute zur MPU wegen Trunkenheitsfahrt! Was für ein Wort!
Obwohl
ich doch gut vorbereitet bin (mein Sachbearbeiter bei der
Führerscheinstelle und auch mein Rechtsanwalt haben mir dazu
geraten
und auch einen sehr guten MPU-Berater empfohlen!) bin ich jetzt doch
aufgeregt. Hoffentlich wird alles gut gehen!
Nach
dem Frühstück prüfe ich, ob ich auch alles,
was ich brauche,
eingepackt habe (Ausweis, Beleg über die Zahlung, wichtige
Unterlagen, Leberwerte, Bescheinigung vom MPU-Berater über
meine
Stunden, Brille). Dann geht’s los.
Ich
habe den TÜV gewählt, ist für mich am besten
zu erreichen – muss
ja mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Die
Durchfallquoten
wären überall etwa gleich hoch hat man mir gesagt, es
wäre mehr
oder weniger eine reine „Bauchentscheidung“-
meistens wenigstens.
Beim
TÜV angekommen, muss ich mich erst anmelden
(Personalausweis!), dann
bekomme ich einige Unterlagen (Fragebögen,
Untersuchungsmerkblatt)
und es wird mir der Untersuchungsablauf erklärt.
Dann
heißt es, warten!
Zuerst
muss ich zur medizinischen Untersuchung.
Na
ja, wohl das übliche: Blutdruck messen, Bauch abtasten, Haut
ansehen, Finger zur Nase führen etc.
Dann
Blut für die festzustellenden Leberwerte abgeben. Fragen nach
meinem
Gesundheitszustand; ob ich Medikamente einnehme, Fragen nach meinen
Trinkgewohnheiten, Prüfung meiner Reflexe. Die
ärztliche
Untersuchung geht eigentlich schnell vorbei.
Dann
der Leistungstest.
An
einem Computertestgerät werden meine Wahrnehmung,
Konzentration und
Reaktion überprüft. Es wird mir alles genau
erklärt, wie und wann
ich bunte Knöpfe drucken muss.
Fehler,
sagte man mir, macht praktisch hier jeder, man darf nur nicht zu
viele machen. Es hat ganz gut geklappt, glaube ich.
Wieder
das Wartezimmer.
Der
wichtigste Teil, der Hauptbestandteil der MPU steht mir noch bevor:
Das Gespräch mit dem Psychologen, dem MPU-Gutachter.
Das
Psychologengespräch
Als
ich nach nur kurzer Zeit (meiner Meinung nach aber doch schon
länger)
aufgerufen werde, wird mir doch etwas leicht übel.
Der
Psychologe, zu dem ich ins Zimmer komme, sieht allerdings gleich,
dass ich wahnsinnig aufgeregt bin und versucht, mich durch Reden
über
alles Mögliche zu beruhigen, was ihm auch zum Teil gut gelingt.
Nach
kurzer Abfrage meiner persönlichen Daten erklärt er
mir, dass er
Fragen stellen werde und ich diese dann ganz ehrlich beantworten
solle.
Schon
bei der ersten Frage lege ich los und rede, was das Zeug hält.
Der
Psychologe unterbricht mich ab und zu und fragt nach und schreibt
alles (?) in seinen Computer.
Ich
sage ganz ehrlich, warum ich früher zuviel getrunken habe, was
ich
in der Zwischenzeit ganz klar erkannt habe, und dass ich in Zukunft
beim Autofahren nichts mehr trinke.
Der
Psychologe fragt nach und will wissen, was ich mache, wenn ich in
eine Situation komme, wo es mir fast unmöglich ist, das
Trinken
abzulehnen.
Ich
bleibe aber fest bei meiner Meinung und ich denke auch, dass ich den
Psychologen überzeugt habe.
Dank
meiner sehr guten Vorbereitung auf dieses Gespräch kann ich
sagen,
dass ich mich, je länger es dauert, immer sicherer
fühle und auch
überzeugend wirke.
Nur
so ist es zu erklären, dass nach ca. 45 Minuten (waren es
wirklich
schon 45 Minuten?!?) mir der Psychologe sagt, dass ich ihn erstaunt
habe mit meinen ehrlichen Antworten, und dass auch er jetzt
überzeugt
sei, dass ich mit dem Umgang mit Alkohol in Zukunft wohl klar komme
und seiner Meinung nach auch nicht mehr alkoholisiert fahre.
Deshalb
könne er ein positives Gutachten schreiben!!
Wie
soll ich meine Gefühle nach diesem Gespräch
beschreiben?
Euphorisch? Überzeugt von mir? Glücklich?
Wohl
alles zusammen – aber in erster Linie sehr, sehr dankbar
meinem
MPU-Berater, dass er mich so gut auf dieses Gespräch
vorbereitet
hat!
Ihn
würde ich jetzt - wenn er da wäre – am
liebsten küssen!
Vielen,
vielen Dank nochmals an ihn!!
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